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Immer im Sommer

  • Autorenbild: Hero Wantage
    Hero Wantage
  • 7. März 2024
  • 2 Min. Lesezeit

Auszug aus " Immer im Sommer"

Roman von Claire Rosewood ( Hero )


Laut Wetterbericht sollte heute morgen die Sonne durch die dicke, graue Wolkendecke ab und an hervor blinzeln.

Ich saß bereits wach, den Laptop auf dem Schoß, im Bett.

Ich fühlte mich wohl, meine Füße waren warm. Das Kissen in meinem Rücken war weich und im Zimmer hing ein Duft von Sandelholz. Mein Lieblingsparfüm.

Mein Mann weilte noch im Land der Träume. Sein großer Brustkorb hob und senkte sich regelmäßig. Die Atemzüge waren tief.

Ich war froh, denn das war nicht immer so gewesen.

Auch heute noch, brauchte er ab und an ein Sauerstoffgerät zur Unterstützung, denn er litt unter zeitweiliger Schlafapnoe.

Ich legte vorsichtig den Computer auf das Ende meiner cremefarbenen Bettdecke.

Dann rutschte ich vorsichtig von der Bettkante und suchte wieder mal vergeblich nach meinen weißen Pantoletten. Eigentlich sollten sie ordentlich vor meinem Nachtisch stehen. Aber das taten sie nie. Schuld daran war Puschel.

Puschel war die Katze meiner Tochter Carmen. Und die war für zwei Wochen zu Fortbildungszwecken in den USA. Sie arbeitete in einem ziemlich großen, amerikanischen Konzern. Und der schickte alle seine Mitarbeiter einmal im Jahr ins Mutterhaus nach Dallas. Solange war Puschel dann eben bei uns. Er kannte das schon.

Und er kannte meine Schuhe, aber liebte den Besatz aus Samt und Glitter viel zu sehr. So sehr, dass von dem Glitter nicht mehr allzu viel zu sehen war.

„Puschel“, flüsterte ich, während ich mir den Nacken verbog, um unter das Bett blicken zu können, „ wo hast du meine Schuhe?“

Aber kein grauer Perserkater ließ sich blicken.

Ich verzog das Gesicht zu einer Grimasse, als ich meinen nackten Fuß auf die kühlen Fichtenholz - Paneele des Schlafzimmerbodens setzte. Zugegeben, sie sahen fantastisch aus. Wir hatten sie erst letztes Jahr abgeschliffen und schön gewachst. Aber kalt waren sie trotzdem.

Ich ging auf Zehenspitzen zu unserem Fenster und zog leise die schweren Vorhänge zur Seite, so dass die Messingringe, an denen sie hingen, kein Geräusch machten.

Ich öffnete langsam den rechten Flügel und tat einen Schritt nach vorne. Wirklich, der Einbau der bodentiefen Fenster hatte sich gelohnt. Man hatte sofort das Gefühl, im Freien zu stehen. Ich legte meine Hände auf die metallene Brüstung und sog die kalte Luft ein.

Schön, dachte ich, man kann bis zum Waldrand blicken, über das große Weizenfeld hinweg.



 
 
 

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