Nebenan, im Real

Sorry, kennt ihr noch diese lustigen Geschichten aus der Zeitschrift Mad "Gestern beim Bäcker nebenan" z.B.?

Nein?

Nun, ich habe gestern genau so eins erlebt bzw. selbst herbei gerufen, Frau muss nur so verpeilt sein wie ich. Und für jeden den das interessiert, verrate ich jetzt mal das Rezept wie das geht!

Es war fast ein Tag wieder jeder andere.

Außer das der Real hier jetzt schließt und sozusagen seinen letzten Tag hat.

Also, wir wohnen ca. 400 m entfernt, nun, nix wie rüber mein Freund und ich und mal sehen, wie so ein geplünderter Laden aus der Nähe aussieht. Ich hatte mich ziemlich normal angezogen, also weder zu warm, noch zu kalt.

Allerdings weiß ein jeder, der nur ein kleines bisschen auf meiner Timeline hängt, dass ich in den Wechseljahren bin und das nicht zu knapp. Kombiniert man das nun mit meinem normalen Verhalten, also, dass ich prinzipiell in Gedanken bin und nicht großartig merke, was um mich herum so abgeht

( Nachbar wird gerade überfahren, Katze geklaut, Mülleimer umgestoßen, der Verwaltungsassistent von gegenüber springt aus dem fünften Stock) erübrigt es sich, zu erwähnen, einkaufen gehen ist für mich meistens lustig oder merkwürdig.

Oder peinlich.

Diesmal war es peinlich, wobei ich anmerken muss, dass mein peinlicher Moment wirklich nur ein Moment war, bei dem anderen wahrscheinlich aber ernstere Nachwirkungen mit sich zieht. Gehirnwürmer oder so, oder er verwandelt sich über Nacht in einen Reptiloiden, ich weiß es wirklich nicht. Es war ja nicht mein Kunde, der da ahnungslos mit einem Wägelchen vor sich durch den fast leeren Laden stromerte und neben mir am Regal landete.

Ich sah auch gar nicht zu ihm hoch, sondern riss nur die Arme nach oben und stöhnte, während ich weiterhin das Regal vor mir mit gierigen Blicken absuchte ( 70 % Nachlass etc):

"Mein Gott, Muckel, jetzt geht das wieder los, mir läuft die Suppe nur so runter, ich habe keinen Bock mehr, hast du schon was gefunden? ich habe keinen Bock, rutsch mal zur Seite, was ist das? nur 20 % ?warum nur 20 %? rutsch ma, Mann, mach mal Platz, mein Gott, ist mir heiß, komm lass uns gehen, hast du schon was gefunden? (fächel, fächel)"...beim letzten Mal "20%" sah ich kurz zur Seite und erhaschte einen Blick auf meinen Freund, wobei ich feststellen musst, dass der sich in den letzten Minuten sehr verändert hatte. Ihm war ein Vollbart gewachsen ( in dem kurzen Zeitraum, in dem ich ihn nicht ansah) und er war um etliches größer, als ich in Erinnerung hatte.

Und er sah mich an als hätte ich nicht mehr alle Latten am Zaun. Kurz um, ich hatte wohl drei Minuten lang einen mir vollkommen Fremden mit den krassen Belanglosigkeiten meines momentanen körperlichen Erlebens vollgetextet. Ich dachte nur, jo, peinlich, aber mir egal und ließ ihn kurzerhand stehen, um meinen Freund zu suchen.

Wie schon erwähnt, jetzt tut es mir um ihn leid, was weiß ich schon von Folgeschäden, die ich so unverhofft "an den Mann" gebracht habe?

Beim nächsten Zusammentreffen mit Fremden oder beim Einkaufen trage ich jetzt immer zur Sicherheit ein Schild um den Hals:

"Bei Kontakt mit dieser Person, nur in dem Falle sollte sie ihnen unbekannt sein, fragen sie ihren Arzt oder ihren Frisör. Ist sie ihnen bekannt, verhalten sie sich unauffällig, in dem sie pfeifend zur Kasse schreiten und so tun, als haben sie sie gar nicht bemerkt!"

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